Die Aktion

Kampf gegen Kinderarbeit weiter vorantreiben
Am 9. Juni überreichten Jugendliche Bundesministerin Nahles Forderungen der politischen Mitmachaktion gegen ausbeuterische Kinderarbeit
Bundesweit haben Jugendliche ein Zeichen gegen ausbeuterische Kinderarbeit gesetzt und sich mit einem Luftballon-Foto an der politischen Mitmachaktion "Uns geht die Luft nicht aus!" beteiligt.  Eine Collage aller eingegangenen Fotos haben zehn Jugendliche zum Welttag gegen Kinderarbeit an Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) übergeben.  

„Ausbeuterische Kinderarbeit hat verheerende Auswirkungen, denn sie beeinträchtigt ganze Lebensläufe und vermindert Bildungs- und Lebenschancen drastisch“, sagte die Bundesministerin für Arbeit und Soziales bei der Übergabe. „Das darf niemanden kalt lassen.“ Ihr Ministerium vertritt bei der nächsten Weltkonferenz der Internationalen Arbeitsorganisationen (ILO) gegen Kinderarbeit die Bundesrepublik. „Mein Ministerium wird dort den Kampf gegen Kinderarbeit weiter vorantreiben.“


Die Teilnehmenden der Mitmachaktion möchten erreichen, dass 2017 bei der Weltkonferenz der ILO gegen Kinderarbeit in Argentinien die arbeitenden Kinder und Jugendlichen beteiligt werden und dass ausbeuterische Kinderarbeit wirkungsvoller bekämpft wird. Mit dem Slogan der Aktion „Uns geht die Luft nicht aus!“ weisen sie darauf hin, dass trotz einiger Erfolge, das Engagement der ILO weitergehen muss. Dabei gilt es auch, das zu niedrige Einkommen der Eltern als Hauptursache für Kinderarbeit in den Blick zu nehmen. „Ich finde es ungerecht, dass die Kinder darunter leiden müssen. Dabei wäre es einfach, mehr Geld zu zahlen, damit es für die Familien reicht, wie im Fairen Handel“, erläuterte die 16-Jährige Stine Ramsl die Forderung. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen der Pfarrei  St. Maria – St. Vicelin aus Neumünster zieht sie mit einem umgebauten Erdbeerwagen zu den Festivals in ihrer Umgebung und bietet fair-gehandelte Snacks an. 
„Ich freue mich über das Engagement der jungen Leute für Kinder und Jugendliche in der ganzen Welt. Wenn so viele mitmachen, dann zeigt das Wirkung - und es achten noch mehr Menschen darauf, wie die Dinge, die sie kaufen, hergestellt werden“, sagte Nahles.  
Jugendliche waren bei der Aktion aufgerufen, sich mit dem Aktionsluftballon zu fotografieren und das Foto in den sozialen Netzwerken mit dem Hashtag „#jugendhandeltfair“ zu teilen. Dies haben sie ganz unterschiedlich gemacht: Bei  Pfadfindertreffen, als Schulprojekt oder auf der Ferienfreizeit. „Wir gehen davon aus, dass sich rund 5.000 Jugendliche an der politischen Mitmachaktion beteiligt haben“, freute sich die Koordinatorin Meike Beermann.
Träger der politischen Mitmachaktion sind die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Brot für die Welt, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ sowie MISEREOR.

 

 

Die Forderungen

Wir fordern von Politikerinnen und Politikern:

  • Der Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit muss fortgeführt werden!
  • Arbeitende Kinder müssen an Gesprächen und Entscheidungen überall beteiligt werden!

Die Anstrengungen im Zusammenhang mit ausbeuterischer Kinderarbeit müssen intensiv fortgeführt werden. Dabei sollten auch die Lösungsstrategien überdacht werden. Ein pauschales Verbot von Kinderarbeit, führt langfristig nicht immer zum Erfolg und somit zu einer Verbesserung der Lebensumstände von Kindern weltweit. Schlimmstenfalls führt es sogar dazu, dass Kinder dann illegal arbeiten, kriminalisiert werden und in „Submilieus“ einer Tätigkeit nachgehen. Ergänzend müssen immer auch die Ursachen von Kinderarbeit bekämpft und die Rahmenbedingungen für Familien verbessert werden. Dazu gehören ein kostenloser Schulbesuch, die Erhöhung der Löhne und die staatliche Unterstützung durch soziale Leistungen für Familien. Daher sollen sich die Politikerinnen und Politiker für faire Löhne und damit verbunden auch für faire Weltmarktbedingungen eintreten.

Bei der Entwicklung von Lösungsansätzen gegen Kinderarbeit müssen die arbeitenden Kinder, gehört und auch beteiligt werden. Dies ist ein Recht, das sich aus der Kinderrechtekonvention von 1989 ergibt und das im Umfeld der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bis jetzt zu wenig Beachtung erfährt.

 

Was macht die ILO?

„Die Abschaffung der Kinderarbeit ist zum Greifen nah“. Ungefähr so formulierte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ihre Bestrebungen zur Abschaffung der Kinderarbeit im Jahr 2006. Vier Jahre später mussten sie sich eingestehen, dass sie dieses Ziel verfehlt hatten: die Zahl der Kinderarbeiter war kaum gesunken und in bestimmten Altersgruppen sogar gestiegen. Aus diesem Grund formulierten 2010 die Mitgliedsstaaten der ILO bei ihrem Treffen in Den Haag die Roadmap gegen Kinderarbeit.

Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit
Die Roadmap ist sozusagen ein Fahrplan, mit dem Regierungen Wege aus der ausbeuterischen Kinderarbeit aufgezeigt werden. Ziel ist es bis 2016 die ausbeuterische Arbeit von Kindern abzuschaffen. Um dies zu verwirklichen wurden vor allem die Regierungen, aber auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen in die Verantwortung genommen.

Mit Bildung gegen Kinderarbeit
Als „Allheilmittel“ zur Lösung dieser Problematik werden vor allem Bildungsangebote für ALLE Kinder und Jugendliche genannt. So sollen Regierungen Programme erarbeiten und umsetzen, die Kinder durch eine qualitativ hochwertige und kostenlose Schulbildung vor ausbeuterischen Arbeiten schützen sollen. In Brasilien beispielsweise können arme Familien nur Geld aus dem „Bolsa Familia“-Programm beziehen, wenn die Kinder regelmäßig zur Schule gehen.

Außerdem sei es wichtig, heißt es weiter in der Roadmap, dass die Gesetzgebung kinderfreundlich ist und das Thema auf einer breiten politischen Ebene diskutiert wird. Vor allem NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen sollen die Öffentlichkeit für diese Thematik sensibilisieren, informieren und mobilisieren.

Kritik an der Roadmap
Das Treffen der Mitgliedsstaaten der ILO zur Ausarbeitung der Roadmap im Mai 2010 ist aber vielfach auch auf Kritik gestoßen. Bemängelt wird beispielsweise, dass die Daten, auf denen die Berichte der ILO basieren wenig fundiert und transparent seien. Außerdem wird ein generelles Verbot von Kinderarbeit in konkreten Alltagssituationen als nicht hilfreich bewertet, weil die Armutssituation sich dadurch nicht verändere. Viel wichtiger sei es, gleichzeitig auch die Strukturen in den Blick zu nehmen und zu ändern. Leichte Arbeit von Kindern (child work) sichere oft die Existenz der ganzen Familie.
Vor allem aber wird kritisiert, dass die Roadmap aus Sicht von Erwachsenen geschrieben sei. Weder Kinder noch Kindergewerkschaften wurden zu den Treffen eingeladen und nach ihrer Meinung gefragt.
Ein Jahr vor Ablauf der von ihnen gesetzten Frist, müssen sich die ILO und ihre Mitglieder eingestehen, dass der Weg noch weit ist und der Fahrplan sie noch nicht zum gewünschten Ziel geführt hat.

 

Kinderarbeit - Zahlen und Fakten

  • Weltweit arbeiten etwa 168 Millionen Kinder, das sind elf Prozent aller Kinder auf der Erde.
  • 85 Millionen Jungen und Mädchen gehen einer gefährlichen Arbeit nach, die ihre Gesundheit, Entwicklung und Sicherheit gefährden. Davon arbeiten fast 60% in der Landwirtschaft!

Kinderarbeit ist nicht gleich Kinderarbeit

Es wird unterschieden zwischen (tolerierbarer) Kinderarbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit. Also zwischen Mithelfen und gesundheitsgefährlichem Arbeiten wie beispielsweise das Arbeiten in einem Steinbruch oder Zwölf-Stunden-Tage.

Wege aus der Kinderarbeit
Bei uns in Deutschland und in vielen anderen westlichen Ländern wird meistens Kinderarbeit pauschal abgelehnt. Doch so einfach ist das nicht! Leider ist es manchmal erforderlich, dass Kinder durch ihre Arbeit zum Überleben der Familien beitragen. Dann hilft es nichts, Kinderarbeit einfach zu verbieten. Vielmehr sollte versucht werden, wie im Fairen Handel, den Eltern ein höheres Einkommen zu ermöglichen. Zusätzlich versuchen Hilfswerke wie Brot für die Welt, das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und MISEREOR, Kindern und Jugendlichen eine gute Ausbildung und somit auch bessere Zukunftschancen zu ermöglichen.

 

Kindergewerkschaften

Arbeitende Kinder und Jugendliche haben sich in Afrika, Asien und Lateinamerika in eigenen Organisationen zusammengeschlossen, um gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen und in ihren Ländern ebenso wie international mehr Einfluss zu gewinnen.

Sie berufen sich dabei auf die UN-Kinderrechtskonvention und fordern Respekt und Anerkennung ihrer Arbeit und Beteiligung bei allen sie betreffenden Entscheidungen. Vor allem wehren sich die Kindergewerkschaften gegen das Verbot von Kinderarbeit. Denn dies löse nicht das Problem, sondern so würden die Kinder dann nur illegal arbeiten und könnten ihre Rechte gar nicht mehr einfordern. Die Kindergewerkschaften kämpfen ebenfalls gegen Ausbeutung, Sklaverei und gesundheitsschädlicher Arbeit, wollen aber mir ihrer Tätigkeit die Situation der Familie verbessern und eine aktive Rolle in der Gesellschaft spielen. Die Forderungen der Kindergewerkschaften stoßen auf Widerstände und werden oft nicht anerkannt.

Kindergewerkschaft forderte ein Recht auf Arbeit
Auf eine Gesetzesvorlage der Union der arbeitenden Kinder und Jugendlichen Boliviens (UNATsBO) hin hat die bolivianische Regierung im Sommer 2014 Kinderarbeit unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert. Das Gesetz hat weltweit für Aufsehen gesorgt und ist nach wie vor umstritten. Kritiker sehen den Kinderschutz gefährdet und mahnen, das Ziel, Kinderarbeit überflüssig zu machen, nicht aus den Augen zu verlieren.

 

 

 

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