„Die Abschaffung der Kinderarbeit ist zum Greifen nah“. Ungefähr so formulierte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ihre Bestrebungen zur Abschaffung der Kinderarbeit im Jahr 2006. Vier Jahre später mussten sie sich eingestehen, dass sie dieses Ziel verfehlt hatten: die Zahl der Kinderarbeiter war kaum gesunken und in bestimmten Altersgruppen sogar gestiegen. Aus diesem Grund formulierten 2010 die Mitgliedsstaaten der ILO bei ihrem Treffen in Den Haag die Roadmap gegen Kinderarbeit.
Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit
Die Roadmap ist sozusagen ein Fahrplan, mit dem Regierungen Wege aus der ausbeuterischen Kinderarbeit aufgezeigt werden. Ziel ist es bis 2016 die ausbeuterische Arbeit von Kindern abzuschaffen. Um dies zu verwirklichen wurden vor allem die Regierungen, aber auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen in die Verantwortung genommen.
Mit Bildung gegen Kinderarbeit
Als „Allheilmittel“ zur Lösung dieser Problematik werden vor allem Bildungsangebote für ALLE Kinder und Jugendliche genannt. So sollen Regierungen Programme erarbeiten und umsetzen, die Kinder durch eine qualitativ hochwertige und kostenlose Schulbildung vor ausbeuterischen Arbeiten schützen sollen. In Brasilien beispielsweise können arme Familien nur Geld aus dem „Bolsa Familia“-Programm beziehen, wenn die Kinder regelmäßig zur Schule gehen.
Außerdem sei es wichtig, heißt es weiter in der Roadmap, dass die Gesetzgebung kinderfreundlich ist und das Thema auf einer breiten politischen Ebene diskutiert wird. Vor allem NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen sollen die Öffentlichkeit für diese Thematik sensibilisieren, informieren und mobilisieren.
Kritik an der Roadmap
Das Treffen der Mitgliedsstaaten der ILO zur Ausarbeitung der Roadmap im Mai 2010 ist aber vielfach auch auf Kritik gestoßen. Bemängelt wird beispielsweise, dass die Daten, auf denen die Berichte der ILO basieren wenig fundiert und transparent seien. Außerdem wird ein generelles Verbot von Kinderarbeit in konkreten Alltagssituationen als nicht hilfreich bewertet, weil die Armutssituation sich dadurch nicht verändere. Viel wichtiger sei es, gleichzeitig auch die Strukturen in den Blick zu nehmen und zu ändern. Leichte Arbeit von Kindern (child work) sichere oft die Existenz der ganzen Familie.
Vor allem aber wird kritisiert, dass die Roadmap aus Sicht von Erwachsenen geschrieben sei. Weder Kinder noch Kindergewerkschaften wurden zu den Treffen eingeladen und nach ihrer Meinung gefragt.
Ein Jahr vor Ablauf der von ihnen gesetzten Frist, müssen sich die ILO und ihre Mitglieder eingestehen, dass der Weg noch weit ist und der Fahrplan sie noch nicht zum gewünschten Ziel geführt hat.